Review zum City Bus Manager

Simulationen im Busverkehr gibt es mittlerweile so einige. Meist sitzen wir jedoch selbst hinter dem Steuer und lenken so die Geschicke unserer Firma direkt. Uns schickt der City Bus Manager in ein ganz anderes Setting: Wir übernehmen die Führung eines eigenen städtischen Verkehrsbetriebs einer echten Stadt und werden niemals das Innere eines Bus sehen. In welcher Stadt unser Abenteuer beginnt, liegt ganz beim Spielenden. Berlin? Paris? Wien? New York? Rösrath? Kein Problem dank umfangreichen echtem Kartenmaterial. Ob das Spiel ein Kracher ist oder die Unternehmung direkt bankrott geht, liest du im folgenden Beitrag!

Zuerst blicken wir auf das Entwicklerstudio: Hinter dem City Bus Manager steckt ein sehr kleines deutsches Entwicklerstudio namens PeDePe GbR. Vielleicht kennt man sie für Add-ons des OMSI 2 oder für ihre Arbeit am Tourist Bus Simulator. Der City Bus Manager ist das erste eigen entwickelte Spiel des Studios und möchte mit neuen Innovationen und einer besonderen Spielwelt punkten. Der Titel befindet sich zum Zeitpunkt der Review noch im Earlyaccess auf Steam.

Das Spiel selbst möchte ein klassischer Tycoon sein. Wir kaufen Busse, legen Linien fest und drehen an allen möglichen Schrauben, um so profitabel wie möglich zu sein. Dabei dürfen wir niemals die Bedürfnisse unserer Fahrgäste und Mitarbeitenden aus den Augen verlieren. Leere Busse oder Busse ohne Fahrer machen sich schlecht ... so hörte ich ...

Story:

Der Einstieg ist simpel. Wir benennen unsere Firma, legen die Startbedingungen fest und suchen uns unsere Startregion aus. Dabei sind der Fantasie keine Grenzen gesetzt. Es kann jede Stadt bzw. jeder Ort auf der Welt gesucht und für den Start genutzt werden. Sobald wir uns entschieden haben, wird die Spielwelt generiert. Wir starten dann in der Kartenansicht und müssen unser Depot platzieren. Achte dabei bitte darauf, dass es relativ zentral liegt, da von dort alle Busse aufbrechen und wieder zurückfahren müssen. Im ersten Spieldurchlauf habe ich mich für Berlin entschieden. Bereits beim Platzieren des Depot nimmt uns das Spiel an die Hand und gibt uns klar definierte Aufgaben und Erklärungen. Diese sind zwar kurz, aber genügen vollkommen. Das Tutorial besteht also aus Aufgaben mit Erklärungen. Sollten wir z. B. die erste Toilette später abreißen, erscheint der Auftrag erneut. So verhindert das Spiel, das unser Unternehmen an zerstückelten Arbeitsabläufen zugrunde geht. Grundsätzlich genügt die Einführung, es könnten aber hier und da noch ein paar mehr Tipps mit an die Hand gegeben werden. Dennoch findet man sich sehr zügig zurecht, sofern man den Mut hat, alles einfach mal zu öffnen und anzusehen.

Am Anfang beginnt man mit einer leeren Rasenfläche und dem Startkapital. Quelle: Screenshot City Bus Manager

Eine richtige Story gibt es nicht. Einerseits ist es schade, da eine gute Story einem Spiel meist den letzten Schliff gibt, doch ist keine Story immer noch besser als eine aufgesetzte. In Summe verbringt man die gesamte Zeit damit, neue Linien zu erschließen und mit den Missionen und Ereignissen, welche nach und nach ins Haus flattern, klar zu kommen. In den Missionen geht es z. B. darum, dass 5.500 Wochenkarten aktiv sind oder das 80.000 Menschen an einem Tag transportiert werden müssen. Ereignisse können Krankheitswellen, Rückrufaktionen der Hersteller und erhöhtes Verkehrsaufkommen sein. Das bringt teilweise kleinere Herausforderungen mit sich, führt aber in den meisten Fällen nicht direkt zu größeren Auswirkungen. Hier könnten durchaus mehr Abwechslung und Herausforderungen implementiert werden, damit die Schweißperlen von der Stirn laufen. Positiv ist jedoch, dass sich im derzeitigen Zustand schnell eine Entspannung beim Spielen breitmacht.

Bis auf eine Animation im Ladebildschirm verzichtet das Spiel auf Zwischensequenzen. Es ist zwar schade, aber dem kleinen Studio und ihrem ersten eigenen Spiel willen möchte man nicht weiter darüber nörgeln. Viel lieber sollte man sich der Firmengestaltung widmen, dort sind wirklich wenige Grenzen gesetzt. Wir können das Depot und die Busse frei gestalten. Grundsätzlich gibt uns das Spiel unterschiedliche Raumarten vor: Servicecenter, Toiletten, Küchen, Warenlager, Hallen, Flure, Büros. Jeder Raum besitzt diverse Eigenschaften. Im Flur stehen Spinde für Mitarbeitende, im Büro arbeiten Forscher an unseren Entwicklungen und im Servicecenter nörgeln sich unsere Kunden aus. Wie die Räume gestaltet werden und welche Form sie erhalten, liegt ganz bei uns. Wir müssen nur Sorge tragen, dass sie mit dem Unternehmen wachsen und den Anforderungen genügen. Ob wir nun mitten im Flur einen Weihnachtsbaum hinstellen oder die Toilette rundherum mit Fenstern versehen wird, obliegt ganz unserer Fantasie. Hier und da können noch ruhig einige weitere Objekte zum Platzieren ins Spiel gebracht werden. Trotzdem kann ein schönes Depot mit den Bordmitteln errichtet werden.

Bauen wir unser Depot aus, kommen unzählige Räume und Serviceschalter dazu. Quelle: Screenshot City Bus Manager

Das Schönste ist jedoch das Design der Busse. Diese können wir frei mit Farben schmücken und sogar Designs über Bildbearbeitungsprogramme importieren. Wer darauf wenig Lust hat, kann den Steam Workshop durchforsten, ob nicht ein schönes Design dabei ist. Und so motiviert uns das Spiel immer weiter Linien zu errichten, Busse zu erwerben, Mitarbeitende einzustellen und unser Depot immer weiter auszubauen. Leider leidet die Motivation nach vielen Spielstunden aufgrund der sich wiederholenden Mechanismen.

Spielmechanik:

Die Steuerung ist sehr simpel und intuitiv gehalten. Wir bewegen die Kamera mit [W], [A], [S], [D] und der Maus und klicken uns so durch unsere Firmenangelegenheiten. Wer möchte, kann sich die Tastenbelegung nach Belieben anpassen.

Kommen wir nun zur KI. Gegenspieler gibt es derzeit nicht. Somit werkeln wir für uns alleine im Kämmerlein. Die Mitarbeitenden erledigen Aufgaben nach den Plänen, die wir erstellen und mosern bei zu vielen Überstunden herum. Grundsätzlich haben wir wohl die besten Mitarbeitenden, da sie immer auf Effektivität setzen. Beispiel? Die Mitarbeitenden suchen grundsätzlich immer die nächste Toilette oder Küche und nutzen dafür immer den direkten Weg. Kein Plausch oder Umweg. Das gefällt natürlich dem Management-Herz. Leider leidet darunter ein wenig die Authentizität und Realismus. Unsere Fahrgäste verhalten sich im Kundenzentrum nun ... wie Fahrgäste ... sie kommen hinein, setzen sich (sofern wir Stühle platziert haben) gehen zum Schalter und motzen herum ... ich meine ... kaufen ein Wochenticket.

Im Linienmanager finden wir alle unsere Linien und der Durchschnittlichen Verspätung und dem Umsatz der letzten 7 Tage. Quelle: Screenshot City Bus Manager

Unsere Spielwelt beschränkt sich auf unsere Depots und die Karte der Spielwelt. Das ist aber nicht wirklich nicht schlimm. Es gibt genug zu erledigen und alles andere würde vom Wesentlichen ablenken. Das Startdepot wird immer weiter entwickelt und vergrößert, um Platz für die ganzen Räume und Busse zu haben. Wer den Blick neben das Depot schweifen lässt, findet kleine Details wie den Paketboten, der einfach unsere Ersatzteile aus dem fahrenden Fahrzeug wirft. Wenn ich den mal erwische ...

Unser Busunternehmen kann in jeder Stadt auf der Welt seine Dienste anbieten. Hier zu sehen ist die Bronco Verkehrsgesellschaft in Berlin. Quelle: Screenshot City Bus Manager

Was das Spiel einzigartig macht, sind die echten Karten inkl. der echten Lokale. Wer wollte in seinem Heimatort nicht schon immer mal vom Lidl zum Friseur eine Buslinie führen? Ach du nicht? Oh ... dann kannst du es nun trotzdem. Wegen der echten Kartenmaterialien gibt es einen Zusatzpunkt, da dies wirklich eine besondere Innovation ist. Ebenfalls fällt die Einfachheit der Menüs sehr positiv auf.

Die Linien legen wir per Hand selbst fest und orientieren uns dabei an realen Straßen und Lokalitäten. Quelle: Screenshot City Bus Manager

Die Entwicklung des Unternehmens macht sehr viel Spaß und bei jeder neuen Forschung freut man sich sehr, da es dann neue Möglichkeiten gibt, die Flotte attraktiver zu gestalten. Ebenfalls gefällt das die Karte durch Forschung erweitert werden kann. So erstreckt sich unser Liniennetz über sehr viele Quadratkilometer Fläche. Ins Auge fallen auch Details wie die Wahl des Internetanbieters im Grundspiel. Bieten wir den Fahrgästen WLAN an, so müssen wir einen Vertrag mit Datenvolumen buchen. Je nach Anbieter schwankt die Zufriedenheit. Und ist das Datenvolumen alle schauen unsere Fahrgäste in die Röhre und wir müssen kostspielig dazu buchen. Hier merkt man den Tycoon in den Genen des Spiels sehr zügig.

Der Forschungsbaum ermöglicht es uns unser Unternehmen zu verbessern und so den Busverkehr attrakiver zu machen. Quelle: Screenshot City Bus Manager

Die Menge an Busmodellen und deren Eigenschaften lassen das Management-Herz sehr hochschlagen. Man verliert sich teils Stunden in den einzelnen Modellen und deren Eigenschaften und auf welchen Linien man sie möglichst optimal einsetzen kann.

Je mehr Busse unsere Flotte aufweist umso wichtiger wird eine ausgeklügelte Lagerhaltung. Quelle: Screenshot City Bus Manager

Wer sich gerne in Fahrplänen verliert kann im City Bus Manager viele Stunden verbringen. So können Fahrpläne für alle 7 Tage oder nur für einzelne Tage erstellt werden. Am Wochenende weisen Städte meist ein anderes Verkehrsaufkommen auf und es sollten angepasste Fahrpläne verwendet werden. Ebenfalls können Pausenzeiten und die Taktung frei angepasst werden. Für die interessierten  und ganz genauen generiert das Spiel Fahrplanaushänge wie im echten Leben in denen innerhalb einer Matrix die Abfahrtszeiten angegeben werden. Das Spiel simuliert sehr realistisch die schwankenden Verkehrsnachfragen und mögliche Besonderheiten wie Schienenersatzverkehre.

Sound:

Kommen wir nun zum Sound des City Bus Managers. Leider verzichtet das Spiel auf eine Synchronisation mit echter Sprache. Die einzigen Laute erzeugen die NPC bei Gesprächen im Servicecenter. Man kann sich die Laute vorstellen wie das Geräusch, das man bei einem Schauer, der den Rücken hinunter läuft, macht. Dennoch erzeugt eben dieser Laut durchaus ein Lächeln beim Beobachten. Aus diesem Grund gibt es einen "Ehrenpunkt".

Ansonsten überzeugt das Tondesign durchaus sehr. Die Busse machen Motorengeräusche, wie sie es sollen und von den Tastaturen hört man ein lautes Klicken der Tastenanschläge. In Summe passt das Tondesign zum Design des Spiels. Dennoch ist es nicht 100 % authentisch, da hier und da ruhig noch ein paar Sounds eingepflegt werden können.

Jeder Bus benötigt einen Stellplatz auf dem er bei Bedarf geparkt werden kann. Von dort startet er zum tanken oder zur Reparatur. Ebenfalls werden die Busse auf den Stellplätzen im Innenraum gereinigt. Quelle: Screenshot City Bus Manager

Ein wenig negativ viel der Soundtrack auf. Die Qualität von diesem ist wirklich sehr gut, nur leider erinnert er mich an Fahrstuhlmusik. Und über 20 Stunden Fahrstuhlmusik ertragen gefällt nicht jedem. Zum Glück kann man in den Optionen die Musik runter regeln und über den PC eigene Musik laufen lassen. Positiv fällt selbst mit Fahrstuhlmusik die Abmischung der Sound auf. Diese sind wirklich sehr gut aufeinander abgestimmt und kein Ton wirkt übersteuert oder im Vergleich zu den anderen fehlplatziert. Hier können sich selbst AAA-Studios bei PeDePe etwas abgucken.

Grafik:

Jaja ... die Grafik ... wer hier die Grafik eines AAA-Titels erwartet, sollte direkt vom Kauf zurücktreten. Aber! Wer darauf keinen Wert legt und lieber ein minimalistisches Design mit sehr viel Liebe zum Detail mag, wird hier voll auf seine Kosten kommen. Klar wirken die Texturen einheitlich als Unilack, aber trotzdem wirkt die Welt damit lebendig. Nichts wirkt fremd, aber doch verspielt und ulkig. Einzig die Gesichtsausdrücke der NPC sollten noch mal angepasst werden. Die schauen ein wenig ... Na ja ... angestrengt glücklich? Der Joker würde sich auf jeden Fall bei dem Lächeln freuen.

Unsere Mitarbeitenden benötigen auch Räume in denen sie sich von ihrer Arbeit erholen können. Hier entspannt eine Servicekraft im Büro. Quelle: Screenshot City Bus Manager

Die Modelle sind alle etwas kantig und starr, was vollkommen in das Design des Spiels passt, aber trotzdem ein wenig aus der Zeit gefallen scheint. Grade die NPC wirken durchaus zu hölzern. Dafür sehen jedoch die Schatten und die Busmodelle sehr gut aus, wenn man die Gelenkbusse einmal außer Acht lässt, da hier die Knickanimation nicht so ganz rund wirkt. In Summe ergibt sich ein sehr erfreuliches Bild, sofern die Einstellungen nicht zu niedrig vorgenommen werden. Extreme Lichtspiele findet man hier jedoch keines Falls.

Systemanforderungen:

Als Mindestanforderungen werden bei Steam angegeben:

Betriebssystem: Windows 7 / 8.1 / 10 / 11 (64Bit)
Prozessor: Prozessor Quad Core CPU mit min 2.6 GHZ
Arbeitsspeicher: 8 GB RAM
Grafik: Geforce 760 oder vergleichbar
Speicherplatz: 2 GB verfügbarer Speicherplatz
Soundkarte: Integrierte oder dedizierte DirectX 9-kompatible Soundkarte

Betrachtet man diese Mindestanforderungen, so können sehr viele Menschen in den Genuss des Spiels kommen. Besonders gut ist auch die Nutzung der Hardware durch das Spiel. Hier wird keine Rechenleistung unnütz verschwendet und kann für andere Anwendungen auf dem PC genutzt werden. Ebenfalls leidet das Spiel nicht unter Rucklern und anderen Spielspaß einschränkenden Problemen.

Wer bei den empfohlenen Systemanforderungen aufschreckt, kann beruhigt sein. Viel Speicher wird durch die Kartendaten belegt. Wer z. B. nur in Mitteleuropa den Nahverkehr aufbauen möchte, muss nicht das Paket mit Asien herunterladen. Auf Steam sind folgende empfohlene Systemanforderungen zu finden:

Betriebssystem: Windows 10 / 11 (64Bit)
Prozessor: AMD-/Intel-Quad-Core-Prozessor mit 3,5 GHz (AMD Athlon X4 950-Serie oder Intel Core i5 3000-Serie oder neuere werden empfohlen)
Arbeitsspeicher: 16 GB RAM
Grafik: AMD/NVIDIA-Grafikkarte mit mindestens 2048/4096 MB dediziertem VRAM (oder mehr) und Shader Model 5.1-Unterstützung. ATI/AMD Radeon HD 7870 und NVIDIA GeForce GTX 1050 Ti oder neuere werden empfohlen
Speicherplatz: 45 GB verfügbarer Speicherplatz
Soundkarte: Integrierte oder dedizierte DirectX 9-kompatible Soundkarte

Erweiterbarkeit:

Ein gutes Spiel sollte zuerst in einem lauffähigen Zustand auf dem Markt kommen und später durch Updates und Add-ons erweitert werden können. Genau das ist hier der Fall. Zwar befindet sich das Spiel mit Stand 01/2024 noch im Early-Access, doch merkt man davon wenig. Die Entwickler liefern regelmäßige Bugfixes und sogar mit dazu Content. Ebenfalls ist bereits ein DLC mit E-Bussen und dem Thema Energieverbrauch auf dem Markt erhältlich.

Das größte Plus ist jedoch der Steam Workshop. Durch diesen können unzählige Busse heruntergeladen und on-the-fly im Spiel genutzt werden. Ebenfalls können in der Lackierkammer Repaints aus dem Workshop direkt auf den Bus lackiert werden. So erscheint unser Bus, welchen wir in Berlin fahren lassen, dank ausgiebiger Modding-Community in originaler BVG Lackierung. Besser geht es nicht!

Support/Zugänglichkeit:

Fazit:

Ist der City Bus Manager also ein Tycoon Traum? Diese Frage würde ich durchaus mit einem Ja beantworten. Vieles macht das Spiel richtig, aber einiges fehlt noch im Early-Access. Wer gerne Stunden damit verbringt, Routen zu planen und Fahrzeuge optimal einzusetzen, wird mit dem City Bus Simulator seinen Spaß haben. Für das Spiel spricht auch das die Entwickler regelmäßig Content liefern und sogar schon einen DLC mit neuen Modellen und der Energieversorgung des Depots herausgebracht haben. Eine kleine Story oder ein paar Hauptquests würden dem Spiel sehr gut tun und es so noch lebendiger machen. Wenn wir bei lebendig sind: Das Gewusel im Servicecenter in Verbindung mit dem Laut der NPC wird mich noch sehr lange erheitern. Ebenfalls bringt das Modding sehr viel mehr Spaß und sogar Realismus in das Spiel.

Durch Schichtpläne müssen wir nicht jeden Tag die Umläufte per Hand zuweisen. Quelle: Screenshot City Bus Manager