Der Begriff Sicherungstechnik leitet sich aus dem ehemaligen Terminus Signaltechnik ab. Dieser wird häufig noch in alten Dokumentationen oder im allgemeinen Sprachgebraucht verwendet. Nach der Eisenbahnreform setzte sich jedoch der durch die entstandene Deutsche Bahn AG eingeführte Begriff Sicherungstechnik im deutschsprachigen Raum durch.
Konkret bedeuten dieser Begriff und seine Vorgänger die Sicherung des Bahnbetriebs. Unter Bahnbetrieb versteht man die Durchführung von Zugfahrten oder Rangierbewegungen durch z. B. Fahrdienstleitende. Die Sicherungstechnik übernimmt dabei die Schaffung einer Schnittstelle zwischen dem Bediener einer Signalstelle und den Mitarbeitenden auf den Fahrzeugen. Zur Verdeutlichung hier ein Beispiel:
Stelle dir vor, du möchtest einen Zug fahren lassen, weil der Fahrplan es so vorsieht. Folglich musst du dem Triebfahrzeugführenden mitteilen, dass sich der Zug in Bewegung setzen soll. Genauso möchtest du die Reisenden und Mitarbeitenden in diesem und drum herum befindlichen Fahrzeugen schützen. Ein Ruf aus dem Fenster oder Handbewegungen helfen hier sehr wenig. Du benötigst also etwas, das zwischen dir und dem Bahnbetrieb draußen vermittelt: das Stellwerk. Über das Stellwerk kannst du einen Fahrweg einstellen und den Triebfahrzeugführenden durch Signale eine Fahrterlaubnis erteilen. Genauso kann über das Stellwerk der Fahrweg des Zuges gesichert werden. Das Stellwerk dient somit der Durchführung und Sicherung des Eisenbahnbetriebes und wird durch z. B. Fahrdienstleiter bedient.
Inhalte der Sicherungstechnik
Die Sicherungstechnik befasst sich mit mehr als nur Stellwerken als zentrale Komponenten. Sie umfasst ebenfalls:
- Fahrwegsicherung
- Zugbeeinflussung (Zugsicherung)
- Bahnübergänge
Jedes dieser Teilgebiete unterliegt einer sehr starken historischen Entwicklung.
Die Fahrwegsicherung dient der Sicherung von Fahrzeugbewegungen und den daraus resultierenden Gefahren für andere Fahrten. Sie umfasst z. B. Verschlüsse an Weichen, Signale oder auch selbsttätige Gleisfreimeldeanlagen.
Zur Überwachung von Fahrzeugen wird die Zugbeeinflussung verwendet. Sie agiert mit diesen und greift z. B. Beim Überfahren von Halt zeigenden Signalen durch Anregen einer Zwangsbremsung ein.
Das System Eisenbahn kreuzt im Alltag häufig höhengleich andere Verkehrssysteme wie die Straße oder Wege. Um den Bahnbetrieb vor diesen zu schützen, sind Bahnübergänge nötig.
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Schnittstellen & Leittechnik
Die Sicherungstechnik alleine funktioniert häufig nur in einem sehr kleinen Raum. Ebenfalls sind moderne Stellwerkssysteme auf heutige marktübliche Technik aus der Datenübermittlung angewiesen, sie benötigen die Telekommunikation und Leittechnik, um mit Umsystemen und anderen Stellwerken als auch mit Fahrzeugen zu kommunizieren.
Zusammenwirken von Leittechnik und Sicherungstechnik. Quelle: Technik-Kiste.de
Da die Sicherungstechnik sich nicht mit der Disposition oder Fernsteuerung von Stellwerken befasst, ist die Leittechnik nötig. Sie ist um die Sicherungstechnik herum angeordnet und erhöht die Leistungsfähigkeit dieser. Zeitgleich ist es durch sie möglich, dass Stellwerke zentralisiert aus Betriebszentralen, Zentralstellwerken oder Bedienstandorten gesteuert werden können. Durch den Bedarf an dispositiven Lösungen und immer engeren Takten in Fahrplänen enthält die Leittechnik ebenfalls einen dispositiven Teil. Somit bilden die Leittechnik und Sicherungstechnik ein heute nicht mehr trennbares technisches System. Aus diesem Grund sind beide Techniken in der Leit- und Sicherungstechnik, kurz LST, vereint.
Die LST besitzt viele Schnittstellen. Beim europaweiten European Train Control System, kurz ETCS, wird auf eine Übermittlung von Fahrtbegriffen, also der Erteilung einer Fahrterlaubnis oder Anpassungen der Fahrgeschwindigkeit, über Zugfunk gesetzt. Somit nutzt die LST einige Teile der Telekommunikationsinfrastruktur, da der Zugfunk zu dieser zählt. Gleichermaßen kommunizieren moderne Stellwerke mit den Bedienplätzen und benötigen hierfür Datenverbindungen, die ebenfalls zur Telekommunikation gehören.
Genutzt wird die LST durch den Bahnbetrieb. Dieser enthält Fahrdienstleitende, Weichenwärter:innen oder ebenfalls Zugdisponent:innen die durch die LST und Telekommunikation die Fahrzeugbewegungen koordinieren und mit dem fahrenden Personal wie Triebfahrzeugführenden die Zug- und Rangierfahrten durchführen. Daraus resultiert natürlich auch eine Abhängigkeit mit den Fahrzeugen und der Fahrbahn. Ohne mit der Sicherungstechnik kompatible Fahrzeuge oder gar einem Gleis, auf dem sich ein Eisenbahnfahrzeug befindet, ist die LST nicht nutzbar.
Zusammenwirken der Fachdienste mit LST und Bahnbetrieb. Quelle: Technik-Kiste.de